Thomas Mann, so offen schwul wie nie
Ein neuer Sammelband versammelt bisher unveröffentlichte Texte von Thomas Mann aus dem Nachlass, die seine Haltung zur Homosexualität beleuchten.
Der bisher unbekannte Mann
Thomas Mann, der große deutsche Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, ist bekannt für seine komplexen und vielschichtigen Charaktere. Doch was seine eigene Sexualität betrifft, war er zeitlebens zurückhaltend. Nun wirft ein neuer Sammelband mit unveröffentlichten Texten aus dem Nachlass ein neues Licht auf Manns Haltung zur Homosexualität.
Der Band mit dem Titel "Thomas Mann: Schwule Schriften" versammelt Texte aus verschiedenen Schaffensperioden Manns, darunter Tagebucheinträge, Briefe und Fragmente aus Romanen. Sie zeigen einen Mann, der sich seiner Homosexualität bewusst war, sie aber gleichzeitig zu unterdrücken versuchte.
In einem Tagebucheintrag aus dem Jahr 1921 schreibt Mann: "Ich bin schwul. Ich habe es immer gewusst, aber ich habe es nie zugegeben." In einem Brief an einen Freund gesteht er: "Ich sehne mich nach der Liebe eines Mannes, aber ich weiß, dass es unmöglich ist.".
Manns Texte offenbaren einen inneren Konflikt zwischen seinem Verlangen und den gesellschaftlichen Normen seiner Zeit. Er wusste, dass Homosexualität in der Weimarer Republik illegal und gesellschaftlich geächtet war.
Trotz seiner Zurückhaltung finden sich in Manns Werk immer wieder Hinweise auf seine Homosexualität. In seinem Roman "Der Tod in Venedig" etwa schildert er die obsessive Liebe eines älteren Mannes zu einem jungen Knaben.